Der Butzbacher Wald – unser Schatz für die Zukunft
Klimaschutz fängt in der Kommune an. Seit mehr als 30 Jahren erscheinen Sachstandsberichte des IPCC (International Panel on Climate Change), des Weltklimarates, zum Fortschreiten des Klimawandels. Jüngst wurde der 2. Abschnitt des nunmehr 6. Berichts über Folgen und Verwundbarkeiten veröffentlicht – mit eindringlichen Schilderungen der bislang eingetretenen Veränderungen und deren Konsequenzen für die Erderwärmung. Dass die Kommunen an vorderster Linie stehen, wenn es darum geht, Maßnahmen zur CO² Vermeidung einerseits und zur Kompensa-tion der Konsequenzen andererseits zu ergreifen, steht außer Frage. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?
In den nächsten Monaten wird es verstärkt darum gehen, für den Butzbacher Wald neue Maßstäbe für dessen Erhalt und Pflege zu diskutieren. Für Bündnis 90/Die Grünen in Butzbach steht in diesem Zusammenhang außer Frage, dass dem Schutz naturnaher Waldflächen, auch vor vermeintlich wirtschaftlich orientierten Eingriffen, oberste Priorität gebührt. Naturnahe Wälder weisen mehr Biomasse auf, was laut Pierre Ibisch, Professor mit Schwerpunkt Waldbodenökologie an der Universität Eberswalde dazu geführt hat, dass diese die Dürresommer der letzten Jahre besser bewältigt haben. Mehr Humusbildung fördert biologisch vielfältiges Bodenleben (Mikroorganismen) und damit Artenvielfalt im Allgemeinen, was wiederum eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber nachteiligen klimatischen Bedingungen bewirkt. Zudem wirkt intakter Waldboden wie ein Schwamm bei Starkregenereignissen – weitere kostspielige Rückhalteeinrichtungen, die unsere tiefer gelegenen Stadtteile vor Hochwasser schützen, können so vermieden werden.
Es ist offensichtlich, dass große Flächen unseres Waldes, vor allem am Hausberg, sich in katastrophalem Zustand befinden, auch bedingt durch die heißen und trockenen Sommer vergangener Jahre. Für den Wald zukünftiger Generationen sollte vor allem durch gelenkte natürliche Sukzession diesen Waldflächen Zeit und Raum gegeben werden, sich selbst zu regenerieren. Wiederaufforstung sollte nur mit heimischen trockenheitsverträglicheren Baumarten als Mischwald geschehen.
Sicher wird auch unser Butzbacher Wald weiterhin bewirtschaftet werden, doch dies sollte mit Augenmaß und so schonend wie möglich erfolgen. Für Bündnis 90/Die Grünen hat dennoch die größtmögliche Ausweitung stillgelegter Waldflächen, die der Bewirtschaftung entzogen werden, höchste Bedeutung. Waldflächen, die kein Harvester befährt, deren kühles Innenklima durch durchgehende Kronenbedeckung gewährleistet ist und in denen Baumgesellschaften sich langsam entwickeln können – sie stehen für mehr Arten- und Klimaschutz.
Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir? Bei allen aktuellen Herausforderungen, denen wir uns auch hier in der Kommune stellen müssen, geht es doch darum, das große Ganze im Blick zu behalten. Energie, Verkehr und Naturschutz der Zukunft – das wird nur funktionieren, wenn wir uns auf einen Perspektivwechsel einlassen und uns als Teil unserer Umwelt begreifen, um mit ihr zu leben anstatt von ihr.